Wo bleiben die gemässigten Stimmen?

Wenn in einer Schulklasse die meisten ihre Hausaufgaben erledigen, dann macht es keinen Sinn, wegen ein paar nachlässigen Schülern die ganze Klasse zu bestrafen. Diese Analogie lässt sich leider nicht auf Autofahrer übertragen; Benehmen sich ein paar wenige daneben, müssen alle zusammen leiden.

So geschah es exemplarisch beim Entscheid, den Postplatz in Bassersdorf wegen ein paar Rowdies zu sperren, dass halt vernünftige Verkehrsteilnehmer verärgert wurden. Manche so sehr, dass sogar im Netz zum zivilen Ungehorsam aufgefordert wurde.

 

Nun, mag sein, dass der Facebook-Post vielleicht nicht ernstgemeint war. Es zeigt aber, dass in dieser Debatte alle gemässigten Stimmen gänzlich untergehen, welche die Sperrung des Postplatzes befürworten. Ich möchte deshalb mit drei Argumenten zeigen, dass die Entscheidung des Gemeinderates durchdacht und richtig war:

 

Als Erstes muss man sich im Klaren sein, dass verkehrserzieherische Massnahmen nicht alle Mitglieder einer Zielgruppe erreichen: Angenommen, man beansprucht die Polizei, welche für eine bestimmte Zeit Präsenz markiert und gegebenenfalls Bussen verteilt. In diesem Zeitfenster werden bloss eine Handvoll Teilnehmer ihr Fahrverhalten anpassen, im Wissen, dass die Polizei zur Kontrolle bald nicht mehr anwesend sein wird. Wir finden uns wieder zurück auf Feld eins.

 

Zweitens darf nicht vergessen werden, dass Kommunikation das A und O ist: Die Bestrebungen der Gemeinde, eine Gefahrensituation aus dem Weg zu schaffen, stossen derart stark auf Unverständnis, weil sie diese schlecht kommuniziert hat. Aber jede noch so gute Kommunikation nützt nichts, wenn in Bassersdorf knapp 1 Prozent der Einwohner am politischen Geschehen teilnimmt, geschweige denn sich überhaupt in Medien informiert, welche Motivation die Gemeinde beim Sperren des Platzes überhaupt verfolgt hatte. Das Verständnis bleibt auf der Strecke, die Gemüter erhitzen sich.

 

Zu guter Letzt muss man sagen, dass die Gemeinde Bassersdorf neben dem Schutz der schwächsten Verkehrsteilnehmer das Ziel verfolgt, Emissionen des motorisierten Verkehrs zu reduzieren. Gerade die Tatsache, dass Supermarkt-KundInnen mit einem 50 000 Franken teuren Auto Runden um das Quartier fuhren, nur um 50 Rappen Gebühr zu sparen, zeigt, dass die weitaus schnellere und bequemere Tiefgarage besser ausgelastet werden muss. Die neue Parkplatzverordnung mit neuen Parkfeldern und höheren Tarifen, über welche wir an der Gemeindeversammlung am 19. September abstimmen, soll hier ihren Beitrag leisten.

 

Wir sehen also, dass der Gemeinde keine andere Wahl blieb, als den Postplatz komplett zu sperren. Ausserdem hält das Argument nicht, dass die Filialen am Platz wegen Parkplatzmangel bald schliessen werden. Mit der neuen Parkplatzverordnung, welche die Gemeinde plant, werden Kunden der Supermärkte in die Tiefgaragen wechseln. Es bleibt mehr Platz für Post, ZKB und Apotheke.